Identitätskrise
In jeder großen Kultur galt es als das Merkmal deren Ausrichtung
mitunter klare Antworten auf vier wichtigste Fragen unseres Lebens zu
geben:
Wer sind wir ?
Woher kommen wir ?
Was haben wir hier zu suchen ?
Wohin gehen wir ?
Unsere Ahnen aus der Urzeit mögen es hier ein kleines bisschen
leichter gehabt haben. Das Leben wurde damals vom Naturrhythmus dermaßen
stark dominiert, dass es auch den lokalen Weisen und Oberbefehlshabern
als plausibel erschien, sich selber und den eigenen Stamm als einen Teil
eines größeren Ganzes zu erkennen.
Die lokalen Priester und Schamanen haben bloß besser für ein
einfaches Verständnis der kausalen Zusammenhänge didaktisch gesorgt.
Im Reich der Mitte (altes China) wurde schon seit Jahrtausenden die
Sorge dafür getragen, auch die “sozialen” Elemente mit dem
Naturkalender im Einklang zu bringen.
Man könnte beinahe sagen, die Weisheit der Natur durch langfristige
Beobachtungen für sich zu entdecken, die Kanone der Natur zu
entschlüsseln und ein kohärentes System am interdisziplinärem Wissen zum
Wohlergehen der gesamten Gesellschaft zu schaffen und sozial zu
fördern.
Auf dem europäischen Boden zeichneten sich im gewissen Sinne auch ähnliche Trends ab,
wobei es bei uns eher in Verbindung mit der intellektuellen Blüte der
einzelnen Denker (z.B. Aristoteles, Plato, Rousseau) stand, als mit der
Anstrengung der damaligen Herrscher der Idee von sozialer Harmonie etwas
mehr Gehör zu schenken.
Worauf in den letzten Jahrzenten wohl vereinzelte Pragmatiker und Dozenten des Managements
aufmerksam machten, war der Begriff vom “Kairos”, dem richtigen
Zeitpunkt für gewisse Sachen; jenseits der steif aufgedrängten Plänen im
Sinne der Gleichwertigkeit sämtlicher Zeitintervalle (wie es die
übliche Auslegung von “Chronos” praktiziert).
Darüber hinaus setzte sich im Alltag der Ellenbogengesselschaft der
letzten Jahrhunderte das Recht des Stärkeren durch; im wirtschaftlichem
Sinne mit der Krönung in der Gewinnmaximalisierung der Firmen,
Korporationen und Konzerne…
Als eine “neuzeitige” philosophisch-intellektuelle Begründung dafür
wurde das Gedankengut vom Darwin gebraucht (ggf. fast missbraucht ?),
wobei die postdarwinistischen Entwicklungen kaum eine Rückkoppelung an
die Natur in dem aktuellen sozialen
Profil der meisten Nationen des Abendlandes erkennen lassen…
Die westliche Demokratien nahmen also auch einen - von der Natur distanzierten – ziemlich prägnanten Weg an …
Der aufgeklärte ggf. “erleuchtete” Mensch des 21. Jahrhunderts dürfte
zum Maß aller Dinge geworden sein und für sich alleine über die eigene
Wirklichkeit und über die Zukunftsausrichtung selber entscheiden.
Die konsumptive Kulturauslegung (mehr, bunter, intensiver, dynamischer etc.) ließ im Zuge
der “werbegesteuerten” Interessenfokussierung der Konsumenten die alten
Fragen nach der “natürlichen Ableitung” der menschlichen Bedürfnisse
ggf. nach “dem Sinn der Sache” sanft aber kontinuierlich in den Schatten
treten.
Der Mensch entschied – über die wiederholten Willensakten – die
Prioritäten zugunsten seines “Lebensgenusses” und zunehmend jenseits
seiner historisch und “naturgemäß” fundierten Lebensgewohnheiten und
Bräuche neu zu gestalten.
Der Lifestyle ist die Frage vom Trend und Entscheidungen geworden.
Ohne Rückschlüsse auf die Vergangenheit unserer Zivilisation oder auf
die sozialen Projektionen der Zukunft.
Somit wurden aber die Fragen nach der Vergangenheit und Zukunft
massiv verdrängt, was gewisse soziale und (zumindest) psychologische
Defizite bei den betroffenen Gesellschaften aufblühen lässt.
Sollten wir den Glauben einem der besten zeitgenössischen
Motivationsspeaker und Coaches unserer Zeiten – dem Anthony Robbins –
schenken, gehört die s.g. “Kohärenz” des Menschen zu seinen innigsten
Grundbedürfnissen (vergleiche Sie bitte unseren jüngsten Blog zu
Identität und Kohärenz:
“Life is Life.Der Aspekt der Kohärenz”).
Dieser Aspekt des psychologischen Grundwissens wurde durch die
modernen Gesellschaften ganz smart verdrängt, verlernt und ist beinahe
als Relikt der Vergangenheit in die Vergessenheit geraten, bis das
Aufflammen der religiösen Revolution im Iran das plötzliche Aufwachen
herbeiführte.
Der Mensch braucht nun mal für sein Sicherheitsgefühl ein gewissen
Quantum an Koordinaten, die klar und verständlich wirken; die aber auch
zu den nicht beantworteten vier Hauptfragen des Lebens ganz deutlich in
einer Beziehung stehen …
Und – wie uns die Geschichte immer wieder des Besseren unterrichtet,
die echten Bedürfnisse des Menschen … die sind wirklich unumgänglich.
Diese schöpfen nämlich ihre Daseinsberechtigung in unseren Wurzeln – in
der Natur …
Das
ewige Dilemma der menschlichen Evolution – mit dem heiklen Beigeschmack
einer verzehrten und schwammigen Grenze zwischen der Natur und der
Kultur…einer Grenze, die doch so relevant für unsere ganze Zukunft
erscheinen mag.
“Die Gewohnheit ist die zweite Natur des Menschen” (Rousseau).
Woher sollten wir es aber wissen, dass das, was vorher war nicht bloß eine frühere Gewohnheit war … ?
Sollten wir die wahre Verifizierung mit unseren Sinnen erschließen …?
Ziemlich sicher – nicht mehr. Was man inzwischen aus den
Untersuchungen an den Kindern herausfinden konnte, bei einer Wahl
zwischen einer künstlich (mit Geschmack- und Geruchverstärker)
präparierten Nahrung und einer unbehandelten Naturkost – entschlossen
sich die meisten der jungen Probanden doch für die präparierte Version
der Natur …
Solche Untersuchungen fallen aber bei den Tieren deutlich anders aus …
Die Tiere neigen immer zu der “nicht präparierten” Nahrung. Auch bei
der Wahl zwischen dem “normalen” Kranwasser und dem naturgemäß
“informierten” Wasser (bei der vergleichbaren biologischen und
chemischen Reinheit) entscheiden sich die tierischen Probanden immer
wieder für die Natur …
Die natürlichen Instinkte selbst der jungen Menschen scheinen insofern schon ein bisschen abgestumpft…
Was ist mit der Erkennungspotential unseres Mindes ?
Laut wissenschaftlich belegten Studien, wir können nur das
realisieren, was wir uns vorstellen können. In den voller Hektik Zeiten
nehmen auch gerne die automatisch ablaufenden Routinen unseres Mindes
immer mehr Platz zu Ungunsten der hochgestochenen und kreativen
(allerdings öfters ungezwungen zeitaufwendigen) Visionen und
Überlegungen (vergleiche Dr. Joe Dispenza).
Na ja, die “Linkshirnigen” können nicht Neues erschließen, nur
vergleichen.Die “Rechtshirnigen” haben zwar ihre exklusiven Einfalle,
wissen diese aber nicht zu systematisieren ggf. umzusetzen.
Toll. Wo führt der Weg hin ?
Auf jeden Fall zu einem Pluralismus … Die Leitfrage allerdings ist,
inwiefern die diffusen Entfaltungsrichtungen das Zueinander finden.
Wo die “Linkshirnigen” bis heute mit Optimismus an die Macht der
Konsumgesellschaft (und nicht nur an diese) ohne Wimpernzucken glauben;
weisen die bislang als “Esoteriker” geltenden “Rechtshirnigen” auf die
Weiterentwicklung vom Wissen der letzten 90 Jahre hin und auf die
Einheitsmustern vom Universum, was quantenphysisch schon ab 1920 als
wissenschaftlich bewiesen gilt … Und dieses Wissen haben gerade die
“Linkshirnigen” produziert.
Der Durchschnittsbürger sucht aber nach wie vor die Sicherheit und
möchte gerne in dieser Welt ein bisschen Geborgenheit und
Berechenbarkeit leben.Die Urangst war schon immer die Existenzangst.
“Der sittliche Mensch liebt seine Seele,
der gewöhnliche sein Eigentum” (Konfuzius)
Unsere
Kultur versucht sich mit dieser Frage immer wieder auseinanderzusetzen;
nicht zuletzt über die Existentialisten, Theologen, Philosophen und …
Postfreudisten (z.B. “Haben oder Sein”, Fromm).
Sämtliche Aufarbeitungsversuche dieses Gedankengutes münden auch in
den Grundaspekten unserer sozialen Sicherheiten: im gesicherten
Unterhalt und der “abgesicherten” medizinischen Versorgung.
In der christlichen Tradition des Abendlandes gehört die materielle
Unterstützung der sozial Schwachen zur Kulturerrungenschaft mit einer
humanen Würdigung in Form vom Rechtsanspruch.
Was wohl die humanen Samaritaner und andere Machtleute des
Aufschwungs der 70er Jahre nicht im Ganzen vorausschauen vermochten war
allerdings der systematische und dramatisch zunehmende Zuwachs an
“Scheinbedürftigen”, die den “sekundären Nutzen” aus der vermeintlichen
“sozialen Schwäche” besser zu schätzen wussten, als den Ertrag selber zu
erarbeiten. Na ja, dafür hatten sie dann auch Zeit genug …(ohne die
wirklich betroffenen zu beleidigen).
Die Storys im Sinne “vom Einzelfall zu Sozialbewegung” kennen wir alle.
An den moralen Folgen der vergleichbaren Einkommensverhältnisse
zwischen den “scheinbar” Arbeitenden und den “scheinbar” hart
Arbeitenden ist aber der ganze Ex-Ostblock gescheitert.
Was ist mit dem zweiten Baustein der sozialen Sicherheit, mit der gesundheitlichen Versorgung ?
Die Frage nach unserer Gesundheit hat sich schon längst mit der
“selbstverständlichen” Akzeptanz der vorgegebenen formellen Lösungen
“selber” beantwortet. Diese Leistung wurde durch die meisten Vertreter
unserer Gesellschaft an die formellen Gremien weiterdelegiert.
Wobei die Gesundheit selbst, genauso wie die persönliche Geburt, das
ganze Leben und das Ausscheiden aus der irdischen Dimension unserer
Existenz nach wie vor ein absolut privates und individuelles Anliegen
bleibt.
Man kann schon von einem Paradox reden, wenn gerade das, was die
individuelle Lebensqualität (ggf. einen “gesunden” Rahmen für das ganze
Leben) bestimmt, im Sinne der persönlichen und durchaus individuellen
Verantwortung verkannt und abgegeben wird.
Wieso ist dem Durchschnittsbürger seine Lebensqualität so egal geworden ?
Insofern kamen schon im Altertum die Fragen der inneren Bedürfnisse des Öfteren zu kurz.
Wobei – die Lebensqualität und das Wohlbefinden auch eine durchaus materielle Basis haben.
Also .. weder das “Ideale” noch das “Materielle” …
Wo liegt das Problem ?
Anscheinend hat es doch Einiges mit unserer Lebensphilosophie zu tun.
Genauso wie die meisten Mitmenschen ziemlich ungerne an die formelle
Post drangehen – beschäftigen sie sich genauso ungerne mit den Fragen
der Gesundheit; es hätte sich dabei etwas Negatives ergeben können…
Unter der Prämisse der vermeintlich glorreichen Entwicklung der
Lebensperspektive geht man immer wieder vom persönlichen Glück aus, bis
eine fortgeschrittene Leidensform Einen des Besseren unterrichtet …
Es gehört zum Lifestyle lieber die Zeit für Kicken und die
begleitende “Sportkultur” (Veranstaltungen für das Publikum, passiver
Zeitvertrieb vor dem
Fernsehen) zu investieren, als eine aktive Lebensweise aufzunehmen, ggf. die Vorsorgemaßnahmen regelmäßig zu treffen.
Schon wieder ein Merkmal der Konsumgütergesellschaft.
Bei der alternden Population des Westens ist auch eine größere Aktion
im Sinne der Zusatzaufwendungen für die Gesundheit der breiten Massen
schlecht denkbar.
Schon alleine aus finanziellen Gründen. Die
Krankenkassen
sollten auch wirklich ihrem Auftrag folgen, um das schlimmste Übel von
den Betroffenen nach Möglichkeiten abzuwenden. Das war der Sinn der
Sache und der Stolz unserer sozialen Bemühungen.
Ein
Lifestyle, der zu gewissen gesundheitlichen Schäden führen kann, oder
auch (im Gegensatz) das Wohlergehen des Einzelnen und das
Aufrechterhalten der guten Gesundheit annähern könnte, bleibt immer
wieder die Frage der persönlichen Wahl.
Die Frage von Prioritäten, von Bekenntnissen und die Quintessenz der eigenen Identität.
Der nächste Beitrag zu diesem Themengebiet schon in Kürze.
Release 2012.11.09 Rev.2013.12.11. Zum
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